2010, das Jahr der Karotte

Update: Weil’s ein paar Leute gemeint haben – das bitte, ist KEINE Satire. Das ist trauriger Ernst.

Erst hab ich gedacht, ich bin irgendwo angerannt und nicht mehr im Vollbesitz meiner geistigen Kräfte. Aber es hat sich wirklich so abgespielt. Meine Kollegin schwört es mir zumindest.

Am 29. Oktober erscheint in der Kärntner Woche ein Interview mit unserem Herrn Landeshauptmann.

„Spüre die Sehnsucht“ – Ein Don Quichotte im Kampf gegen den Zeitgeist? LH Dörfler sieht sich eher als einen, der „Trends erkennt“.

doerfler-woche

Die Lösung ist also ebenso einfach wie simpel: Wir müssen nur Gemüse im Garten anpflanzen und schon können uns Kärntnern weder diese noch kommende Krisen etwas anhaben. Eine Lösung, wie sie nur von einem sehr einfach gestrickten Menschen kommen kann.

Gemüse anpflanzen ist ohne besser, als würden die Leute an sich arbeiten, sich neue Dinge beibringen, etwas dazulernen oder umschulen. Wer braucht schon sowas wie Bildung? Ist ja mit Lesen und Nachdenken verbunden – das will man dem Volk ja wirklich nicht antun.

Irgendwer hat scheinbar nachgedacht und hat den Landeshauptmann damit aufgezogen. „Kleingärten seien höchstens was für Kleingeister“, soll sogar jemand gesagt haben. Was macht ein resoluter Landeshauptmann, der seine Idee ins Lächerliche gezogen sieht? Er holt zum Gegenschlag (gegen Kärnten?) aus!

Karotten, Wiki Commons by 4028mdk09

Am vergangenen Dienstag im Pressefoyer nach der Regierungssitzung (einem der höchsten Gremien dieses Landes) spricht Dörfler:

Es sei ein Witz, dass die Idee von Kleingärten lächerlich gemacht werde. Internationale Trendforscher würden ihm das bestätigen und er sei damit „nahe an den kleinen Leuten“.

Gerhard Dörflers Idee darauf hin: Er ruft 2010 zum Kärntner Jahr der Karotte aus. Er habe sich an seine Volksschul-Lehrerin erinnert, die ihm gesagt haben soll: „Karotten sind gut für die Augen.“

KEIN WITZ, das ist weder erfunden, noch erstunken, noch erlogen! Das ist trauriger Ernst. Und teurer Ernst auch noch, denn der Landeshauptmann hat auch schon Ideen zur Vermarktung. Es soll Kochbücher mit Karotten-Rezepten geben, Wissenswertes über Karotten soll (vermutlich in Form von teuren Inseraten) unters Volk gebracht werden.

Übrigens: 2010 wird außerhalb Kärntens auch gefeiert – als „Europäisches Jahr zur Bekämpfung von sozialer Ausgrenzung und Armut“. Lieber Gerhard, vielleicht geht das mit Bildung ein bisserl einfacher als mit ein wenig Gemüse …

5 Gedanken zu „2010, das Jahr der Karotte“

  1. Ich fühle mich irgendwie, ich muss das so sagen, gefährlich an die Propaganda des 3. Reiches erinnert. Als nächstes bekämpft man die Arbeitslosigkeit dadurch, dass arbeitslose Frauen wieder zu Hause am Herd bleiben müssen und die dann aus der Kärntner Arbeitslosenstatistik herausfallen. Und Herr Dörfler dann die niedrigste AL-Quote Österreichs feiert… Oje, hab ich Sie auf eine neue Idee gebracht, Herr Dörfler? Ich schäme mich für den Landeshauptmann!

  2. Siehe auch folgenden Leserbrief in der KTZ vom 24.11.2009:

    Peinliche Festansprache

    Gerne bin ich der Einladung des Landeshauptmannes von Kärnten zur Eröffnung der Ortsdurchfahrt in Frantschach-St. Gertraud gefolgt. Es ist doch eine Auszeichnung, wenn zu solchen Anlässen der Landeshauptmann persönlich kommt. Doch was ich in seiner Festansprache zu hören bekam, ist eines Landeshauptmannes nicht würdig. Von wüsten Beschimpfungen von Lokalpolitikern bis hin zu fragwürdigen Ratschlägen, dass wir nicht so viel Essen wegwerfen und weniger mit dem Handy telefonieren sollen. Hauptthema seiner Ansprache war die Umfahrung in Bad St. Leonhard. Ich denke, Herr Dörfler hat sich nicht nur in der Ortschaft, sondern auch im Kalender verirrt. Mir ist nämlich nicht bekannt, dass demnächst Wahlen vor der Tür stehen. Schade, dass ein Landeshauptmann, der immer wieder zur Zusammenarbeit und Gemeinschaft aufruft, nicht selbst in der Lage ist, das vorzuleben, was er von anderen einfordert.

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