Schon einmal – kurz vor der letzten Landtagswahl – sorgten meine Fotos für landesweites Aufsehen. Am Donnerstag, 26. Februar 2009, entluden Unbekannte dutzende Kisten Kerzen vor der Landesregierung.
Auskunftsfreudig waren die Kerzerlanzünder nicht und so lässt sich über die Beweggründe dieser Aktion nur spekulieren. Möglich wäre, dass jemand demonstriert wollte, wie groß die Trauer für den verstorbenen Landeshauptmann immer noch gewesen wäre. Nützen könnte dies all jenen, die dessen Erbe weiterführen wollten.
Fakt ist jedoch, dass das „Kerzengeschäft“ auch vier Jahre nach dem Unglück noch immer boomt. Ständig frische Kerzen am Unglücksort in Lambichl sowie bei der Gedenkstätte im Bärental zeugen nach wie vor von großzügigen Gönnern und könnten kollektive Trauer vortäuschen. Das Lichterlmeer zeigt aber ganz und gar nicht von individueller Trauer einzelner, sondern möglicherweise von organisierten Aktionen.
Es sind nämlich exakt 100 identer Kerzen, die man an beiden Orten immer wieder zählen kann. Am 31. Juli 2012 fand man etwa 60 in Lambichl und 40 im Bärental – fein säuberlich in Reih‘ und Glied aufgestellt.
Anfrage im Landtag
Eine Vermutung, woher die Kerzen denn kommen, besteht schon lange: Die Straßenmeisterei soll sie im Auftrag des Straßenbaureferenten, LH Gerhard Dörfler (FPK), immer wieder erneuern.
Heute beschäftigte die Causa auch den Kärntner Landtag: Die Grüne Abgeordnete Barbara Lesjak konfrontierte Dörfler damit, dass erst am 10. Oktober in Lambichl ein Autofahrer verunglückt sei und fragte ihn, was dort zur Verkehrssicherung getan werde.
In Dörflers Antwort geht es zu lange um verschiedenste Straßensanierungen und darum, dass zu 94 Prozent der Mensch an allen Unfällen schuld sei.
Interessant wird’s ab der Zeitmarke 12:15 Min. Lesjak fragt nach, ob die Kerzen möglicherweise von der Straßenmeisterei organisiert aufgestellt würden und dies aufgrund Schaulustiger häufiger zu Unfällen führen würde.
Dörfler wies dies „schärfstens zurück“ und fordert Lesjak auf, die Anschuldigungen umgehend zurückzunehmen. „Lassen Sie Jörg Haider endlich ruhen“, so der Landeshauptmann. Man solle zur Kenntnis nehmen, dass es viele hunderte und tausende Kärntner gäbe, die Kerzen anzünden.
Fälschungen und Bildmanipulationen?
Fotos wie jene, die ich am 31. Juli geschossenen habe, bezeichnete Landeshauptmann Dörfler als Fotomontagen.
Um den Gegenbeweis anzutreten, stelle ich die Bilder nicht nur als Fotoalbum bei Flickr in voller Auflösung zur Verfügung, sondern biete auch alle Rohdaten im DNG-Format an. Ich hoffe, dass sich jemand dieser Daten annimmt und sie auf ihre Authentizität überprüft.
Kärnten verdient nichts an Haider-Trauer
Und noch eine Chuzpe gibt es in der Causa. Wer auch immer die Kerzen kistenweise aufstellt … er scheint kein großer Patriot zu sein. Die Leuchtkörper wurden in China gefertigt und gelangten über eine deutsche Handelsfirma nach Kärnten. Die Kerzen tragen die Aufschrift: „Made in P.R.C.“ – P.R.C. steht für „People’s Republic of China“.
Der Deal von China über Deutschland nach Kärnten legt – neben vermutlich geringerer Preise – auch eine weitere Vermutung nahe: Lokale Kerzenhändler würden wohl auf Dauer nicht stillhalten. Für ausländische Partner interessiert sich die Presse weniger und die reden auch nicht im Lande über die Sache.
Josef Winkler bezichtigte erst unlängst so manchen heimischen Politiker des Totenkults. Vielleicht hat er Recht. Vielleicht lassen gerade all jenen Jörg Haider nicht ruhen, die dies immer anderen vorwerfen.