Die k2020-Spekulationsmaschine

Vor Wahlen haben Spekulation und Neugierde stets Hochkonjunktur. Deshalb sind auch so viele Menschen an Umfrageergebnissen interessiert.

Ich für meinen Teil glaube an keine Umfrage zur Landtagswahl, die Spannweite ist je nach Institut (und Auftraggeber) enorm. Um aber dennoch ein wenig spekulieren zu können,  habe ich ein Excel-Modell erstellt, das die Verteilung von Regierungs- und Landtagsmandaten nach der D’Hondtschen Formel errechnet.

In die gelben Felder können Prozentwerte oder absolute Zahlen (für den Wahlabend) eingegeben werden. Die Standardwerte sind jene der letzten Landtagswahl (abzüglich nicht mehr kandidierender Gruppierungen).
Achtung! Die Werte sollten möglichst präzise eingegeben werden, da bei gleichen Werten zu viele Mandate vergeben werden.

k2020 Spekulationsmaschine

Der Download des Excel-Modells (v1.0) ist selbstverständlich kostenlos. Feedback und etwaige Fehler bitte per E-Mail an email@k2020.at. Danke!

Update: Es kann leichte Unschärfen geben, da das Modell keine Wahlkreise berücksichtigt und nur nach D’Hondt rechnet. Nach der Wahlordnung des Kärntner Landtages werden Mandate aus einer Kombination von Hagenbach-Bischoff und D’Hondt vergeben. Für die vergangenen zwei Wahlen lag das Excel-Modell nach D’Hondt aber durchaus richtig.
Update 2: Auch die Fünf-Prozenthürde ist  nicht korrekt abgebildet. Dazu hat mein Halbwissen nicht gereicht 😉

Wer daran weiterentwickeln will, kann dies tun. Der Zellschutz hört auf das Passwort k2020.

Der Landesvater als Zahlenjongleur

Update 1: Die 2013er-Zahlen finden sich ganz untenstehend. Eine Stellungnahme von Landeshauptmann Dörfler fehlt indes noch.

Ich weiß nicht, in welchem Universum Gerhard Dörfler glaubt, dass Kärnten wachsen würde. In unserem ist das leider nicht der Fall. Da ich aber nicht davon ausgehe(n möchte), dass der Landeshauptmann von Kärnten bewusst Falschinformationen streut, nehme ich an, dass er gewissen Fehlinterpretationen unterliegt.

Eine diesbezügliche Anfrage wurde gestellt, sollte sie kommen, wird dieser Artikel aktualisiert.

Gerhard Dörfler präsentiert "Statistiken"

Es geht um die Bevölkerungszahlen Kärntens. Dieser Blogpost möchte Aufklärungsarbeit betreiben und Gerhard Dörfler belegbares Zahlenmaterial der Statistik Austria und der eigenen Landesregierung mit auf den Weg geben.

Wie etwa hier im Wahl-Chat der Kleinen Zeitung oder bei jeder Konfrontation mit anderen Spitzenkandidaten in ORF Kärnten behauptet Dörfler beharrlich, Kärnten wachse. Noch deutlicher wurde Dörfler am 11. Februar 2013 in der Diskussion mit Gabriel Obernosterer (ÖVP), als er anhand seiner „Statistiken“ seinem Kontrahenten Unwissenheit und Inkompetenz vorwarf.

Gerhard Dörfler: „Wenn man im Land Kärnten Politik macht, sollte man die Situation kennen“. Aha!

Wanderungsbilanz

Was Gerhard Dörfler als Erfolg präsentiert,
sind tatsächlich die schlechtesten Zahlen Österreichs.

Sehen wir uns die Zahlen einmal näher an, die Gerhard Dörfler ständig für sein Argumentarium nutzt: die Wanderungsbilanz der Statistik Austria. Es ist nicht gerade üblich, dass Vergleiche über einen Zeitraum von elf Jahren gezogen werden, aber die Zahl wird für den Zweck vermutlich gut gepasst haben. Tatsächlich weist die Wanderungsbilanz zwischen Anfang 2001 und Ende 2011 ein Plus von 2646 für Kärnten aus. Gelogen ist’s nicht, aber dass Kärnten damit gut dastehe, ist schlichtweg falsch.

Schauen wir uns die Wanderungssaldo (Zuwanderung minus Abwanderung ohne Geburten oder Sterbefälle) für alle Bundesländer näher an. Aufgrund unterschiedlicher Größenordnungen sind die absoluten Zahlen schwer vergleichbar. Daher hier die relativen Werte – also die Wanderungsbilanz der letzten elf Jahre im Vergleich zur Jahresdurchschnittsbevölkerung über die letzten elf Jahre.

Wanderungsbilanz 2001 - 2011

Wie man aus der folgenden Tabelle sieht, hat jedes Bundesland in diesen Zeiträumen ein Plus. Egal, ob man die Zahlen absolut oder relativ (zum Mittelwert der Jahresdurchschnittsbevölkerung im jeweiligen Zeitraum) betrachtet oder welchen Zeitraum man auch wählt, Kärnten ist mit diesen Zahlen mit einer Ausnahme an letzter Stelle in Österreich. Einzig Vorarlberg liegt im Fünfjahreshorizont noch schlechter.

Wanderungsbilanz 2001 - 2011

Zahl der Wahlberechtigten

Weil ja bald Wahlen sind, könnte man auch einen Blick auf die Wahlberechtigten werfen.

2009: 443.449 Personen
2013: 440.742 Personen

Das Minus von 2707 Personen wirft Fragen auf. Ein Deutungsversuch liegt darin, dass 2009 zugleich mit der Landtagswahl auch Gemeinderatswahlen stattfanden.

Bürgermeister Oleschko

Aber weil auch hier keine Bösartigkeit unterstellt werden soll, ist es plausibler, dass die Bevölkerung Kärntens zwischen Anfang 2009 und Anfang 2013 weiter geschrumpft ist. Und tatsächlich wird bis zum Stichtag Anfang Jänner 2013 ein Minus von weiteren 928 Personen attestiert.

Bevölkerungsentwicklung

Im Österreichvergleich schaute die Lage Kärntens in den letzten Jahren nicht rosig aus. Nur Kärnten ist in den letzten Jahren geschrumpft, alle anderen Bundesländer konnten stets ein Bevölkerungswachstum verzeichnen. Sowohl in absoluten Zahlen als auch relativ ist das Wachstum in Kärnten stets das geringste aller Bundesländer.

Wobei Wachstum eigentlich falsch ist. Bis auf den 20-Jahres-Horizont schrumpft Kärnten in allen Zahlenreihen. Die größten Zuwächse kann übrigens Dörflers verhasstes, weil rot-grün-regiertes, Wien aufweisen.

Bevölkerungsentwicklung

Bei den absoluten Bevölkerungszahlen wählen wir auch hier wieder den Elf-Jahres-Horizont von Gerhard Dörfler:

Bevölkerungsentwicklung 2001 - 2011

Von 2001 bis 2011 schrumpfte Kärnten von 559.745 auf 558.056 um 1689 Personen.

Bevölkerungsprognose

Mit wissenschaftlichen Methoden wagt die Statistik Austria auch einen Blick in die Zukunft. Und bei der Bevölkerungsprognose setzt sich der traurige Trend fort. Als einziges Bundesland muss Kärnten bis 2060 einen Bevölkerungsrückgang hinnehmen.

Bevölkerungsentwicklung 2011 - 2060

Und noch ein Faktum sollte dazu führen, dass sich die Politik dringend Gedanken machen sollte: Fakt ist nämlich, dass Kärntens Jugend schrumpft und das Land überaltert. Das zeigen ebenfalls nicht Dörflers politische Gegner auf, sondern Prognosemodelle:

Altersentwicklung Kärnten bis 2075

Ein Deutungsversuch hier: Wer jung und gebildet ist, verlässt das Land, um – wenn überhaupt – später den Lebensabend hier zu genießen.

Update: Schrumpfungsprozess anno 2012

Heute veröffentlichte die Statistik Austria vorläufige Zahlen für die Bevölkerungsentwicklung im Vorjahr. Und … erraten: Sie sind ebenfalls alles andere als rosig für Kärnten.

Bevölkerungsentwicklung 2012

Kärnten ist das einzige Bundesland Österreichs mit negativem Wachstum. Das Land schrumpfte – vermutlich zur großen Überraschung Dörflers – um 928 Personen.

Datendownload

Die Daten, die diesen Berechnungen zugrunde liegen stammen von der Statistik Austria bzw. dem Amt der Kärntner Landesregierung. Die Tabellen stelle ich via Google Drive allen Interessierten zur Verfügung. Vielleicht wirft ja auch der Landeshauptmann (oder einer seiner Kontrahenten) einen Blick darauf.

Der Beginn einer neuen Ära

Das Web macht alles transparent – warum nicht auch Politik und Demokratie? Das war die These, mit der k2020 Anfang 2009 startete. Und genauso wie die Österreicher ihre Schwedenbomben gerettet haben, ist die Forderung nach mehr Transparenz mittlerweile unüberhörbar.

Ob der vielen Befürworter und einer sehr realen Chance zur Umsetzung echter Transparenz, ist es nicht unangebracht, vom Anbruch einer neuen Ära in Österreichs Politiklandschaft zu sprechen.

Transparenzgesetz.at

Transparenzgesetz.at

Vor einigen Wochen starteten politikinteressierte Bürgerinnen und Bürger unter Federführung von Josef Barth und Hubert Sickinger eine Initiative, welche die Abschaffung des Amtsgeheimnisses und die Einführung von Informationsfreiheit in Österreich fordert. Vorbild dafür ist das Hamburger Transparenzgesetz.

Die Reaktionen auf Transparenzgesetz.at waren enorm und durchwegs positiv: Selbst die Regierungsspitze – von Werner Faymann über Josef Ostermayer bis zu Michael Spindelegger und Sebastian Kurz – kann sich nun vorstellen, diese Forderungen zu übernehmen. Einige behaupten sogar, dass die Junge Volkspartei (JVP) genau so etwas seit längerem fordere. Die Transparenzvorstellungen der Jungpolitiker gehen allerdings längst nicht so weit wie jene der Initiatoren von Transparenzgesetz.at.

Freilich ist Vorsicht angesagt, denn wieder einmal wollen Politiker mehr Transparenz ohne Kontrolle und vor allem Sanktionen. So schloss Kurz aus, dass es Strafen für Ämter gäbe, die sich nicht an eine verpflichtende Transparenz halten würden.

Zudem kann man sicher sein, dass es Ausnahmen sonder Zahl geben könnte. Abgesehen von berechtigten Datenschutzinteressen der Bürger darf gar aber nichts auf Dauer geheim bleiben. Sollte es dennoch berechtigte Geheimhaltungsinteressen geben, so müssten diese ein Ablaufdatum innerhalb vernünftiger Zeitspannen haben.

Unterzeichnen & mitmachen!

Als gelernter Österreicher weiß man zudem, dass in Vorwahlzeiten viel versprochen und danach längst nicht alles gehalten wird. Um den Druck aufrecht zu erhalten, gilt es weiterhin jede mögliche Stimme für ein möglichst weitreichendes Transparenzgesetz zu sammeln. Hier kann man unterzeichnen!

Hat man selbst einen Blog oder eine Website, kann man für Transparenzgesetz.at mit einem Banner werben. Das ist mit wenigen Klicks möglich – alle Infos dazu gibt es auf der Projektseite.

Eselsohr Transparenzgesetz

FragDenStaat.at

Um das kleine bisschen Transparenz, das es in Österreich gibt, schon jetzt zu nutzen, gibt es seit heute eine weitere Website: FragDenStaat.at. Im Wesentlichen geht es darum, Bürger bei Auskunftsbegehren zu unterstützen.

Die Site ist noch beta, derzeit funktioniert das Begehren nach Auskunft lediglich für Bundeseinrichtungen und die Länder.

FragDenStaat.at

Die Anfrage (fünf Fragen sind schon online) kann ohne juristische Fachkenntnis formuliert werden, der Betreiber (Markus ›fin‹ Hametner) leitet sie automatisch an die richtige Behörde weiter.

Interessant wird sein, wie sehr Ämter und Politiker bereit sind, auf die Anfragen einzugehen. Neben den jeweiligen Fragen befindet sich nämlich auch der aktuelle Status der Anfrage und später die Beantwortung derselben.

Antwort von Gerhard Dörfler

Vermutet man, dass gerade Kärntens Politikern Transparenz und solche Dienste ein Dorn im Auge sind, wird man bei einigen nicht so falsch liegen. Mein letztes Auskunftsbegehren zu den mannigfachen Werbegeschenken von Gerhard Dörfler wurde über die Weihnachtsfeiertage – gerade noch – fristgerecht beantwortet.

Wobei „beantwortet“ eigentlich falsch ist, denn ich fühlte mich – gelinde gesagt – „gefrotzelt“. Man lese und staune selbst.

Antwort Auskunftsbegehren Werbegeschenke

Aha, Werbegeschenke sind also „dem Informationszweck dienlichen Sachartikel“ und daher ist meine Anfrage nicht zu beantworten. Auch eine Art, mit Bürgern umzugehen …