Christian Scheider und sein Kofferraum

Ein regelmäßig ausgegebener Befehl von Sandra Wassermann macht im Klagenfurter Magistrat die Runde: „Der Kofferraum muss immer voll sein!“

2012-07-20 19.36.44-2Gemeint ist der Kofferraum des Dienstwagens von Bürgermeister Christian Scheider. Der zu füllende Inhalt: Werbegeschenke. Viele Werbegeschenke.

Im September 2012 machte ein Kontrollamtsbericht die Runde, wonach das Stadtoberhaupt im Jahr zuvor sein „Geschenkekonto“ um satte 102.000 Euro überzogen hat. Zusammen mit den budgetierten 65.000 Euro macht dies eine Summe von 167.000 Euro pro Jahr.

Scheider rechtfertigte die Ausgaben in der Höhe eines Einfamilienhauses gegenüber der Kleinen Zeitung damit:

Schuld daran sei Ex-Bürgermeister Harald Scheucher, weil dieser es verabsäumte, das Handelswarenlager rechtzeitig aufzustocken.

Aha.

Im Magistrat macht obendrein die Runde, dass Scheider sogar den Dienstwagen tauschte, um noch mehr Geschenke noch schneller verteilen zu können. Anstelle der oben abgebildeten Limousine (Foto vom 20. Juli 2012) fährt Scheiders Chauffeur inzwischen einen Kombi. Dieser vermutete Zusammenhang ist jedoch durch nichts belegt.

Zur Verteilung gelangt dafür eine Menge. Hier einige der kolportierten Give-Aways:

  1. Fahrradhelme
  2. Silberketterl mit Engerl
  3. Strohhüte mit Aufschrift „Christian Scheider“
  4. Weinflaschen
  5. Blumensträuße
  6. Sicherheitsbänder
  7. T-Shirts
  8. USB-Sticks
  9. Kalender
  10. Lebkuchenkerzen
  11. Eintrittskarten für diverse Veranstaltungen (Zirkus …)
  12. Kinokarten
  13. Freikarten für die Wörthersee-Schifffahrt
  14. Babystrampler
  15. Weihnachtskekse
  16. Ostereier
  17. Regenschirme

Das weithin bekannteste Geschenk des Bürgermeisters „am Fuße des Wörthersees“ (sic!) dürften übrigens DVDs mit dessen Sangeskünsten sein.

Ob der – billig oder teuer (?) – produzierte Kurzfilm dem Image der Kärntner Landeshauptstadt dienlich ist, muss jeder selbst beurteilen. Eine Frage muss man aber stellen: Wäre es nicht besser, die Stadt als solche zu zeigen, als Werbung für ihren Bürgermeister zu machen?

Auskunft verlangen

Weil auch Gerhard Dörfler jede Menge Give-Aways unters Volk zu bringen versuchte, fragte ich im Amt der Kärntner Landesregierung nach, wie viel der Steuerzahler, denn dafür ausgegeben hat. Die Antwort brachte selbst mich ins Staunen. Man lese und wundere sich selbst:

Antwort Auskunftsbegehren Dörfler

Man könnte die ständige Verteilung von Goodies auch als laufende Marketingmaßnahme eines sechsjährigen Dauerwahlkampfs sehen, bei dem mit Hilfe öffentlicher Gelder (Werbegeschenke wachsen nun einmal nicht auf Bäumen) der demokratische Wettbewerb massiv verzerrt wird.

Auskunftsbegehren Geschenke ScheiderWeil mit unserem Geld wieder einmal stückchenweise an der Demokratie genagt wird, sollte wir zumindest erfahren dürfen, was uns das kostet.

Gesagt, getan: Es gibt ein neues Auskunftsbegehren. In Ermangelung eines eigenen Auskunftsrechts der Stadt Klagenfurt (!) kommt subsidiär das Kärntner Informations- und Statistikgesetz zur Anwendung, mit dem ich schon ein klein wenig vertraut bin.

Weil sich die Beschaffungskosten 2012 möglicherweise wieder in fünf- bis sechsstelliger Höhe bewegen könnten, ist neben den Kosten fraglich, ob es für deren Beschaffung die nötigen Ausschreibungen gegeben hat.

Postkasten für Werbeschenke

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Mit dem Geld der Steuerzahler werden in Kärnten – trotz Spargelöbnis – nicht nur seitenweise Inserate geschalten. Die Landesregierung verteilt auch Wahlgeschenke (für die Landtagswahl 2014) auf Kosten der Steuerzahler.

Bis Juli werden die Besucher aller Public-Viewing-Areas in Kärnten mit Fußball-Kalendern von Uwe Scheuch zwangsbeglückt. Ich schätze die Kosten dafür inkl. Layout, Druck, Bildrechte, Grafik, Textierung etc. je nach Auflage auf gut 30.000 bis 50.000 Euro. Nicht schlecht, oder?


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Was daran zu kritisieren ist? Der – vom Steuerzahler finanzierte – Personenkult ist schlimmer sein, als der um Kim Jong Il in Nordkorea. Warum? Weil dort die WM nirgends gezeigt wird und somit die Notwendigkeit für Fußball-Kalender mit dem Bild des Geliebten Führers auch relativ gering sein dürfte.

Es wäre doch interessant, diese Give-Aways zu sammeln und grob einen Wert dafür zu errechnen.

55 Cent für die Demokratie

Im Vorjahr verteilte Scheuch Wasserbälle in allen denkbaren Strandbädern (auf Kosten des Landes, zufällig in der Farbe Orange – damals noch BZÖ). Auch sonst geizt man nicht mit unserem Geld.

Daher die Bitte: Schickt mir alle Politiker-Giveaways (Partei/Land/Gemeinde). Ich werde versuchen, mit Werbeexperten die Kosten dafür zu errechnen.

K2020
c/o Georg Holzer
Paulitschgasse 17
A-9020 Klagenfurt

Was tun mit Inseraten?

In der einen oder anderen Form wird es die von mir schon mehrmals angesprochene Inseraten-Datenbank geben. Wir könnten jetzt aber schon Material brauchen. Bitte Sichtungen per E-Mail an mich schicken: email@k2020.at.

Bitte folgende Informationen dazu schreiben:

  • Name der Publikation
  • Erscheinungsdatum
  • Größe
  • Seitenzahl

Danke! Eine funktionierende Demokratie braucht keine Politiker-Inserate mit Personenkult!